11.5.2024
Rahel Hartmann Schweizer
Geliehene Szenarien
Der Einfluss japanischer Gartenkunst auf die Schweizer Landschaftsarchitektur
Verlag Birkhäuser
320 Seiten
Format 28,0 × 24,0 cm
Print geb. EUR [D] 89,95 / USD 99.95 / GBP 73.99
ISBN 978-3-0356-2645-2 DE
11.5.2024
2.6.2023
2.6..2022
Der Stiftungsrat hat an seiner Sitzung im Mai 2022 mit grossem Dank Hans-Peter Egli als langjährigen Vertreter der OST Ostschweizer Fachhochschule in der Stiftung verabschiedet. Anstelle
wurde Prof. Dr. Margit Mönncke, Mitglied der Hochschulleitung und Leiterin Departemente Architektur Bau Landschaft Raum an der OST Ostschweizer Fachhochschule in den Stiftungsrat gewählt. Herzlich willkommen!
3.4.2022
Soweit möglich wurde die Erschliessung der Bestände des ASLA durch Zivildienstleister 2021 fortgesetzt. Während der HomeOffice-Pflicht erfolgten digitale Bildbearbeitungen, die auch von zu Hause durchgeführt werden konnten. Hierbei wurden die schon fotografierten Pläne für die Bereitstellung auf der online Datenbank www.archiv.asla.ch vorbereitet. Der Aufwand der Erfassung ist beträchtlich: Nachdem jeder Plan einzeln fotografiert und erfasst wurde, musste er auch auf Personendaten hin überprüft werden. Personendaten sind Namen von Personen und Grundrisse von Gebäuden. Beides darf nicht ohne Zugangsbeschränkung veröffentlicht werden. Deshalb müssen sie gegebenenfalls für die Publikation im Netz manuell unkenntlich gemacht werden. Die Sommermonate erlaubten die Weiterführung der Digitalisierung des Nachlasses von Walter und Niklaus Leder. Der Planbestand ist ausgesprochen umfangreich und zeitaufwändig zu erfassen. Durch die Unterbrechungen zieht sich diese Arbeit noch bis 2022.
3.4.2022
15.2.2022
Landschaft und Flüsse waren seine Berufung und als Gestalter verband er den Sinn für das Werden und Wachsen der Pflanzen stets mit dem Dialog mit den Menschen. Die Schweizer Landschaftsarchitektur verliert mit ihm einen Pionier der Landschaftsgestaltung.
Nach längerer Krankheit ist Hansueli Weber am 5. Februar in seinem 80. Lebensjahr verstorben. Er ist mit zwei Geschwistern in Neuhausen aufgewachsen, wo er seine Jugend- und Gymnasialzeit mit viel Sport auf dem Rhein und in den Bergen verbrachte. Nach zwei Semestern Architektur an der ETH-Zürich und einem Praktikum im Büro des Landschaftsarchitekten Walter Leder, wo er bereits die späteren Kollegen und Partner Klaus Holzhausen und Edmund Badeja kennenlernte, suchte er mehr berufliche Nähe zur Natur und Landschaft. Diese fand er an der Technischen Hochschule München mit dem Studium der Landespflege und diplomierte dort nach 4 Jahren bei Prof. Günther Grzimek als Landschaftsarchitekt. Vereinzelt gab es schon Schweizer, die an der Akademie der Künste in Kassel oder an den Hochschulen Hannover oder München studierten, aber noch keine Ausbildungsmöglichkeit in der Schweiz. Er war also einer jener singulären Kollegen mit diesem Abschluss, als ihn die Anfrage von Christian Stern erreichte, in seinem Büro in Zürich als Mitarbeiter einzusteigen.
Stern suchte die Diversifikation und den Kontakt mit der Raumplanung an der ETH und bekam vom Bundesamt für Natur und Landschaft (heute BAFU) den Auftrag, die Koordination der Instanzen im aargauischen Reusstal wahrzunehmen. Diese Aufgabe war wie zugeschnitten auf die Interessen und Fähigkeiten von Hans-Ulrich Weber. Ging es doch darum, sozusagen als aussenstehender Projektleiter, zusammen mit dem Kantonalen Amt für Natur und Landschaft, die divergierenden Ansprüche der Landwirtschaft, des Naturschutzes, der Erholung und des Wasserbaus zu harmonisieren. Schönstes Beispiel aus diesem Projekt war die Schaffung des Flachsees bei Rottenschwil, heute Naturschutzgebiet von regionaler Bedeutung. Diese Aufgabe beschäftigte ihn und das Büro während rund 16 Jahren und führte dazu, dass das Team in Zürich um weitere Fachkräfte erweitert werden musste. Es kamen Biologen von der ETH/Uni Zürich dazu, je ein Botaniker, Zoolgoge und Umweltingenieur. Hans-Ulrich Weber wurde, nach österreichischem Vorbild, einer der Pioniere des naturnahen Wasserbaues in der Schweiz. Er leitete seine Gruppe zusammen mit jungen LandschaftsarchitektInnen und ZeichnerInnen mit seinem Wissen und grossem Geschick, sodass sie viele andere hochinteressante Aufgaben im Bereich des Umweltschutzes, der Landschaftsplanung und –Gestaltung bearbeiten konnten. Kies- und Lehmgruben, Deponien und anspruchsvolle Strassenausbauten kamen dazu, sowie ganz neu die Umweltverträglichkeitsprüfungen.
Mit fünf Partnern wurde 1974 die Firma ASP Landschaftsarchitekten AG gegründet. Der Mitarbeiterbestand wuchs und Hans-Ulrich Weber übernahm mit Geschick und Empathie die nicht immer einfache Personalführung des Büros. Es dauerte nicht lange bis das inzwischen entstandene Interkantonale Technikum Rapperswil Hans-Ulrich Weber als Dozenten für Landschaftsgestaltung angeworben hatte. Viele Jahre lehrte er dieses Fach an der Fachhochschule ITR und leitete lange auch die ganze Abteilung, als der zuständige Professor Helmuth Bournot krankheitshalber ausfiel. Eine weitere mehrjährige Herausforderung war, nach den katastrophalen Überschwemmungen von 1977 und 1978, die Sanierung und Teilrenaturierung der Thur im Kanton Zürich und Thurgau. Da profitierte er von seinen Erfahrungen in Mediation aus der 20 Jahre zurückliegenden Zeit im Reusstal.
Neben dem Engagement für Natur und Landschaft war ihm auch die Gestaltung immer ein grosses Anliegen, so übernahm er in der Blütezeit des vorfabrizierten Wohnungsbaues als Projektleiter die Realisierung der Freiraumgestaltung von Avanchet-Parc in Genf, eine Arealbebauung mit 2’200 Wohnungen. Sein gesellschaftliches Engagement erfüllte er mit einer langjährigen Mitgliedschaft im Vorstand und als Präsident des Quartiervereins Zürich Unterstrass. Er war ein aktiver Fasnächtler mit Querflöte und Saxophon unterwegs und oft in der Bodega im Niederdorf anzutreffen. Wir erinnern uns an gemeinsame Exkursionen in Lausanne, Karlsruhe, Paris, Berlin, Wien und vermissen einen verlässlichen Kollegen und lieben Freund mit dem wir 20, 30, 40 Jahre lang zusammenarbeiten durften.
Edmund Badeja, Gerwin Engel, Klaus Holzhausen und Christian Stern
13.10.2021
Der Bundesrat beschloss am 13.10.2021 die Aktualisierung des Schweizerischen Kulturgüterschutzinventars KGS. Das Archiv bleibt weiterhin im sogenannten B-Inventar von regionaler Bedeutung. Der Stiftungsrat freut sich über diese Bestätigung, hatte jedoch gehofft, dass eine Aufstufung in das A-Inventar von nationaler Bedeutung erfolgen würde.
1.9.2021
Am 1. Juni 2012 wurde Albert Zulauf anlässlich der damaligen Generalversammlung des BSLA die Ehrenmitgliedschaft verliehen, eine späte Ehrung, die er sich durch seinen Einsatz für unseren Beruf längst verdient hatte. Der Schreibende wurde vom Vorstand mit der Laudatio beauftragt, einem Wunsch dem ich als ehemaliger Mitarbeiter von Albert sehr gerne nachkam. Albert Zulauf war im eigentlichen Sinne des Wortes mein Lehrmeister -bei ihm habe ich das Handwerk des Landschaftsarchitekten gelernt. Nun ist Albert gegangen und ich habe die traurige Ehre auch seinen Nachruf zu schreiben.
Kindheit, Jugend und Gärtnerlehre
Albert Zulauf wurde im Jahre 1923 als Sohn eines Ingenieurs geboren. Als er sieben Jahre alt war, zog die Familie nach Neuhausen, wo ihm – wie er selbst formulierte – sein Schicksal in der Person von Gartenarchitekt Walter Mertens (1885 – 1943) begegnete. Walter Mertens gestaltete zu der Zeit den architektonischen Nachbarsgarten der Familie Zulauf und weitere eindrückliche Schaffhauser Villengärten. Gärten, denen Albert beim Besuch seiner Pfaderfreunde oft begegnete und die ihm Eindruck machten.
Es war deshalb nur folgerichtig dass die Gärtnerei sein Berufswunsch wurde. Er erhielt eine begehrte Lehrstelle in der Herrschaftsgärtnerei und Parkanlage der Fabrikantenfamilie Homberger-Rauschenbach auf dem Rauschenbachgut auf Rammersbühl in Schaffhausen. Hier kam Albert in noch näheren Kontakt zu Walter Mertens. Dieser hatte den Gutspark geplant und beriet den Obergärtner und die Herrschaft anlässlich von jährlichen Rundgängen hinsichtlich Pflege und Weiterentwicklung. An diesen Besuchen von Mertens im Park durfte der Gärtnerlehrling Albert jeweils ebenfalls teilnehmen. Dabei verdichtete und klärte sich auch sein Berufswunsch: er wollte selber Gärten gestalten!
Seine Lehrzeit von 1940 bis 1943 schloss er mit Bravour ab. Er erhielt in der Herrschaftsgärtnerei eine alle Berufszweige umfassende gärtnerische Universalausbildung., ein Wissens- und Erfahrungsschatz der sich auf sein ganzes Berufsleben auswirkte.
Weiterbildung und erste Berufspraxis als Landschaftsarchitekt
Sein nächster Schritt auf seinem Ausbildungsweg wurde im Jahre 1944 der Eintritt in das Büro eines weiteren grossen Meisters der Schweizer Landschaftsarchitektur, Gartenarchitekt Ernst Cramer (1898 – 1980). Albert Zulauf arbeitete als Zeichner und Bauführer und sein direkter Vorgesetzter war ein dritter Grosser, Gartenarchitekt Willy Neukomm (1917 – 1983). Albert Zulauf arbeitete in dieser Zeit u.a. während zwei Jahren im Tessin, wo er Projekte von Cramer realisierte. Dazu arbeitete er weiter an seiner Ausbildung mit dem Besuch von Kursen und Vorlesungen an der Volkshochschule und an der Kunstgewerbeschule. Ausserdem erwarb er das Eidgenössische Diplom als Gärtnermeister-Gartengestalter. Im Jahre 1955 wurde er schliesslich als jüngstes Mitglied in den damaligen BSG (Bund Schweizer Gartengestalter) heute BSLA, aufgenommen.
Mit viel Erfahrung und guter Ausbildung erhielt Albert Zulauf 1949 eine Stelle als Gartenarchitekt beim Zürcher Gartenbauunternehmen Mertens & Nussbaumer. wo er nach wenigen Jahren zum Prokuristen und Chef der Planungsabteilung befördert wurde. Zeitweise leitete er auch interimistisch die gesamte Firma, also auch die Baumschule und den Gartenbaubetrieb.
Das geografische Arbeitsgebiet bei seiner planerischen Tätigkeit war die Nordwestschweiz mit dem Aargau als Schwerpunkt. Deshalb verlegte er und seine Familie den Wohnsitz nach Baden.
Die Arbeiten des Büros Zulauf
Im Jahre 1961 wagte Albert Zulauf den grossen Schritt in die Selbständigkeit als freischaffender Garten- und Landschaftsarchitekt und eröffnete in Baden sein Büro. Da er hier aufgrund seiner früheren Tätigkeit kein Unbekannter war, gelang es ihm bald anspruchsvolle Aufträge und Auftraggeber zu gewinnen. Viele Aufträge bearbeitete er für das Industrieunternehmen BBC (Brown, Boveri &Co.AG) heute ABB. Die Freiraumgestaltung zum Forschungszentrum der BBC in Dättwil war die wichtigste und meistbeachtete Aufgabe für den Weltkonzern.
Ein ganz besonderes Gebiet seiner Arbeit war die Gestaltung von Lebensräumen für Zootiere. Während dreissig Jahren arbeitete er im Auftrage des legendären Direktors, Prof. Dr. Heini Hediger (1908 – 1992) für den Zoo Zürich. Hediger war ein Pionier der artgerechten und tierpsychologisch orientierten Zootierhaltung und Albert Zulauf realisierte mit ihm zusammen die Gehege. Die neuen Tiergehege waren nun nicht mehr länger sterile Guckkästen, in denen Tiere ausgestellt wurden, sondern wirkliche Lebensräume, eine Auffassung die sich inzwischen durchgesetzt hat und die heute im Zürcher Zoo in teilweise spektakulärer Weise vorbildlich praktiziert wird.
Ein Arbeitsgebiet das für die Aargauer Landschaftsarchitekten von grosser Bedeutung wurde, ist die Landschaftpflegerische Begleitplanung von Strassenräumen. Eine Aufgabe die im überwiegend dicht bebauten Kanton Aargau wichtig geworden ist und heute weitgehende Akzeptanz geniesst Dabei ging und geht es nicht nur um die Gestaltung von Strassenräumen in der freien Landschaft, sondern auch um die Ortskerne, welche von neuen oder ausgebauten Strassen betroffen wurden. Auch hier gehörte Albert Zulauf zu den Pionieren. Er knüpfte die ersten Kontakte zu den zuständigen Beamten und Ingenieuren und überzeugte sie von Wert und Bedeutung der landschaftspflegerischen Begleitplanung.
Den grössten fachlichen Entwicklungsbeitrag leistete Albert Zulauf auf dem Gebiet des Friedhofwesens. Er plante und gestaltete über 20 Friedhöfe. Seine Arbeit war stark beeinflusst von der skandinavischen Friedhofskultur, auf welch er und einige Kollegen anlässlich einer Studienreise des BSG aufmerksam wurden. Besonders deutlich wird dies bei den zwei vollständig neu gebauten Friedhöfen von Böttstein/AG und Untersiggenthal/AG, welche von Albert Zulauf beide in einem Wald angelegt wurden. Er pflegte ein ganzheitliche Betrachtung des Friedhofes als Gesamtkunstwerk. Dazu gehörte die Entwicklung von Räumen mit pflanzlichen Mitteln, die Architektur der Friedhofgebäude auf die er starken Einfluss nahm, sowie der Einsatz künstlerischer Mittel. Dazu gehörte aber auch die Gestaltung von Grab und Grabmal welche er bis in die Friedhofsreglemente hinein klar regelte. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er der Grabmalkunst. Mit Willy Neukomm und weiteren Gleichgesinnten suchte er in seinem Streben nach Qualität den Kontakt zu Bildhauern der Schweiz um eine gemeinsame Sprache und eine Verständnisebene zwischen Gartenarchitekten und Bildhauern zu schaffen. Die gemeinsame Haltung wurde zudem in Broschüren dokumentiert. Betrachtet man die allermeisten heutigen Grabmäler und vergleicht diese mit den Werken jener Zeit, wird deutlich welcher Niedergang in dieser Kunstgattung stattgefunden hat. Die Frucht der Anstrengungen jener Jahre ist die Tatsache, dass Planung und Gestaltung von Friedhöfen heute in der Schweiz unbestritten ein Aufgabengebiet des Landschaftsarchitekten ist. Dass dem so ist, daran hat Albert Zulauf als Protagonist einer neuen Friedhofskultur entscheidenden Anteil.
In den späteren Jahren richtete Albert Zulauf sein Interesse zunehmend auch auf die Thematik der Historischen Gärten. Er arbeitete mit an der ersten ICOMOS-Liste der Historischen Gärten und Anlagen des Kantons Aargau. In seinem Büro wurde das erste Parkpflegewerk für die Domäne Königsfelden in Windisch erarbeitet und die Umsetzung eingeleitet. Ein Werk und eine Aufgabe die heute von seinem Sohn Rainer fortgesetzt wird.
Selbstverständlich bearbeite Albert Zulauf mit seinem Büro auch traditionelle Aufgaben. Davon zeugen Schulanlagen, Sportanlagen, Parke und Privatgärten. Gerade in den Privatgärten kam sein immenses Pflanzenwissen und seine Freude an schönen Gehölzen und Stauden zum Ausdruck. Albert Zulauf gestaltete gerne mit Pflanzen. Er spürte die Sprache und den Charakter der einzelnen Pflanze. Die Pflanzen waren ihm immer mehr als blosse Bauteile für den Freiraum, sondern Individuen die es in ihrer Eigenart zu erkennen und zur Geltung zu bringen galt. Was wenige wissen: Albert Zulauf war ein vorzüglicher Zeichner. Seine Pflanzenzeichnungen sind von wissenschaftlicher Genauigkeit und Ausdruckskraft.
Arbeit für den Berufsstand und für ANTHOS
Sein Einsatz für den Beruf schlug sich nicht nur in den Aufträgen und Projekten, sondern auch im Einsatz für den Berufsstand nieder. Er war Mitglied des Vorstandes des BSG und gründete zusammen mit Landschaftsarchitekt Eugen Moser, Lenzburg (1917 – 2000) und dem Schreibenden die Regionalgruppe Aargau des BSG/BSLA, deren Vorsitzender er mehrmals war. Aus Sicht des Berufsverbandes war seine grösste Leistung jedoch das Präsidium der Redaktionskommission der .Fachzeitschrift ANTHOS von 1965 bis 1975. Der legendäre, im Teilzeitpensum arbeitende Redaktor von ANTHOS war Heini Mathys (1917 – 1983). Aber Albert Zulauf war aber der eigentliche Chefredaktor und Herausgeber. Er entwarf die Redaktionsprogramme, war Autor von Beiträgen, Inserateakquisiteur und Verhandlungspartner mit dem Verlag und der Druckerei. Unter dem Termindruck des Redaktionsschlusses wurden nicht selten auch die Mitarbeiter in die Arbeit für ANTHOS eingespannt.
Die Nachfolger
Im Jahre 1989 übergab Albert Zulauf seinem Sohn Rainer Zulauf und den leitenden Mitarbeitern Max Läng und Kurt Wernli das Büro und pensionierte sich. Nach einer kurzen Zeit der Mitarbeit unter den neuen Inhabern zog sich Albert ganz zurück, nahm aber an der Arbeit seiner Nachfolger regen Anteil. Aber auch im “Ruhestand” blieb er sich selbst: eher unruhig, stets fachlich interessiert, aufmerksam das Geschehen rund um das Berufsfeld beobachtend und kommentierend. Der Schreibende erinnert sich noch genau an seine Zeitungsausschnitte zu aktuellen Planungsthemen, welche er, mit Unterstreichungen, Ausrufezeichen und Bemerkungen versah und welche er meist als Aufforderung zu einer Aktion oder Intervention verstand. Lange über seine Pensionierung hinaus, nahm er an den Sitzungen der Regionalgruppe teil. Auch hier war er nicht stiller Beobachter, sondern Kritiker und Ideengeber. Zu den Nachfolgern im weiteren Sinne gehören sicher auch seine zahlreichen ehemaligen Mitarbeitenden. Aus der lückenhaften Erinnerung seien einige Namen genannt: Dieter Supthut, der spätere Leiter der Zürcher Sukkulentensammlung; Bernd Wengmann, später freischaffender Landschaftarchitekt; Dieter Kienast, damals Praktikant, später freischaffender Landschaftsarchitekt und ETH-Professor; Ottomar Lang, später freischaffender Landschaftsplaner und Fotograf; Rudolf Bläuenstein, später Stadtgärtner von Lugano, Peter Wullschleger, später Geschäftsführer des BSLA; Kurt Wernli, später Friedhofleiter von Aarau; Max Läng, später hauptberuflicher Kommunalpolitiker.
Der Mensch Albert Zulauf
Albert Zulauf war von seinem Beruf begeistert, er drückte seine Begeisterung lebhaft aus und begeisterte damit auch Andere. Das Wort der deutschen Kanzlerin – “Wir schaffen das!” – hätte von ihm sein können. Der Schreibende hat ihn nie resigniert erlebt, sondern immer willensstark und optimistisch. Aber, das muss auch gesagt sein, Albert konnte auch ein grimmiger Spötter sein! Zudem war er in den frühen aktiven Jahren ein starker Raucher. Trat er bei einem Mitarbeiter zur Arbeitsbesprechung an den Tisch, hatte er meist eine Zigarette im Mund. Während er dann, mit dem Glimmstängel zwischen den Lippen sprechend, dessen Arbeit prüfte, kommentierte oder mit schnellen Bleistiftstrichen änderte, fiel von Zeit zu Zeit das abgebrannte Ende der Zigarette auf die vor ihm liegende Zeichnung. Die Asche wischte er dann mit einer Handbewegung vom Papier, was nicht selten zum Aerger des Mitarbeitenden Spuren auf dem Plan hinterliess.
Viel Beruf ist besprochen worden, aber das Bild wäre nicht vollständig, wenn nicht auch seine private Lebenswelt zur Sprache käme. Albert Zulauf war Ehegatte, Vater und Grossvater. Deshalb trauern um ihn seine Ehefrau Annemarie, seine Tochter Barbara, seine Söhne Dieter und Rainer mit ihren Partnern und Partnerinnen und ihren Kindern.
In der Todesanzeige schreiben die Angehörigen: “Albert, Du durftest am Sonntagmorgen friedlich einschlafen und hinterlässt eine nicht schliessbare Lücke. Weit im Denken und voller Demut, fordernd und nachsichtig, umarmend gesellig und tief stumm, grossherzig liebend. Wir sind traurig und vermissen Dich”.
Auch wir vermissen Ihn und trauern: um einen herausragenden, beispielhaften Landschaftsarchitekten, um einen grosszügigen, noblen Kollegen und um einen lieben Freund! Albert ist mit 97 Jahren endgültig gegangen, aber sein Bild und sein Vorbild, sein Wesen und Wirken bleiben. Er ruhe im Frieden!
Peter Paul Stöckli, Landschaftsarchitekt BSLA
24.9.2021
Der Bund Schweizer Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitekt-innen BSLA erhöhte sein finanzielles Engagement in der Trägerschaft der Schweizerischen Stiftung für Landschaftsarchitektur SLA namhaft. Der Stiftungsrat dankt dem BSLA herzlich für dieses wichtige Zeichen zur Stärkung der Archivarbeit.
21.7.2021
17.6.2021
Das paritätisch aus Vertretenden der Fachhochschule OST und der Stiftung zusammengesetzte strategische Gremium des Archivs hat sich neu konstituiert. Seitens OST stiessen Margit Mönnecke, Departementsleiterin «Architektur, Bau- und Planungswesen», sowie Professor Lukas Zurfluh, stellvertretender Institutsleiter, Leiter der «ArchitekturWerkstatt» und Dozent für Architekturgeschichte und Theorie der OST, dazu. Mit grossem Dank für seine exzellente Gremiumsarbeit in den vergangenen Jahren verabschiedeten wir Alex Simeon, der entscheidende Weichen für den Fortbestand des Archivs am Standort Rapperswil stellte.
Margit Mönnecke (Vorsitz)
Professorin Dr.
Hochschulleitung, Leiterin Departemente Architektur Bau Landschaft Raum
OST Ostschweizer Fachhochschule
Lukas Zurfluh
Professor Dr.
Stv. Leiter ArchitekturWerkstatt und Institut
OST Ostschweizer Fachhochschule
29.10.2020
Der Stiftungsrat der SLA freut sich mitzuteilen, dass er an seiner Sitzung vom 29. Oktober 2020 Judith Roher in den Stiftungsrat gewählt hat. Bernd Schubert, Gründungsmitglied ist aus dem Stiftungsrat ausgetreten, leitet aber weiterhin den wissenschaftlichen Beirat. Der Stiftungsrat dankt Bernd Schubert für seinen jahrzehntelangen und fortwährenden Einsatz.
Judith Rohrer
Gartendenkmalpflegerin
Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin HTL
BSLA
Zürich
30.8.2020
Der Stiftungsrat der SLA freut sich mitzuteilen, dass er an seiner Sitzung vom 21. August 2020 Ueli Graber als Quästor und Christian Roeder als Vertreter der Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter in den Stiftungsrat gewählt hat.
Ueli Graber - Quästor
Landschaftsarchitekt HTL
BSLA
Lachen
Christian Roeder
Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt TU
BSLA
Basel
15.8.2020
7.5.2019
Am 14. April 2019 starb Fritz Dové in seinem 87. Lebensjahr. Wir ehren ihn als lieben Kollegen, erfolgreichen Landschaftsarchitekten und engagierten Dozenten am Interkantonalen Technikum Rapperswil ITR (heute Hochschule für Technik Rapperswil HSR).
Fritz Dové stammt aus einer Gärtnerfamilie, beide Grossväter waren Gärtnermeister, und auch die Eltern hatten einen Gärtnereibetrieb mit Baumschule. Sein eigner Berufsweg führte ihn über die Kantonsschule, eine kaufmännische Ausbildung, die Gärtnerlehre in der Baumschule Kläfiger in Chavennes-pré-Renens bei Lausanne, die Mitarbeit in Baumschulen in Holland und England sowie in der Schweiz in den Betrieben von Franz Vogel sen., Bern, und den Gebr. Sihler, Zürich. 1956 absolvierte er den Jahreskurs an der Gartenbauschule Oeschberg und fand schliesslich 1958 seine erste feste Anstellung im Büro von Ernst Cramer in Zürich. Hier, im etwas chaotischen Büro Cramer war er aufgrund seiner breiten und soliden Ausbildung bald mal ein ruhender Pol. Beide, Cramer und Dové, grundverschieden, ergänzten sich und profitierten voneinander. Fritz Dové leitete unter anderem die Arbeiten am Soldatenfriedhof am Futa-Pass in Italien und war in die Gestaltung der G 59 einbezogen.
1971, nach 12 Jahren Arbeit bei Ernst Cramer, gründete Fritz Dové sein eigenes Büro, zunächst für kurze Zeit als Untermieter in Zürich, danach in Ebikon / Luzern. Ein Jahr später wurde er in den BSG (heute BSLA) aufgenommen und engagierte sich hier, aber auch in der Öffentlichkeit, für die Anliegen der Landschaftsarchitektur und unseres Berufsstandes.
Erste grosse Projekte waren die Umgebungsgestaltungen zum Priesterseminar St. Beat und der Kantonsschule Luzern. Es folgten Friedhöfe, Sport- und Freizeitanlagen, Umgebungen von Verwaltungsgebäuden, Siedlungsumgebungen, Einfamilienhausgärten und historische Anlagen - ein breites Spektrum öffentlicher und privater Freiräume. Seine Arbeiten bestachen stets durch Präzision, Funktionalität und Sachlichkeit, er bevorzugte einfache, klare, nutzerfreundliche und nachhaltige Konzepte.
Ein grosses Verdienst von Fritz Dové ist sein engagierter Einsatz am 1972 neu eröffneten Interkantonalen Technikum Rapperswil ITR (heute HSR), wo zum ersten Mal in der deutschsprachigen Schweiz Landschaftsarchitekten ausgebildet wurden. Er unterrichtete hier als Lehrbeauftragter über 20 Jahre, in den ersten Jahren die Fächer Freilandpflanzenkunde, Bauleitung / Unfallverhütung / Kalkulation, Fachzeichnen und bis zu seinem Rücktritt 1992 weiterhin noch das Fach Freilandpflanzenkunde. Auch hier war er wieder ein ruhender Pol in dieser doch etwas chaotischen Pionierphase des ITR und trug mit seiner Erfahrung viel zur Konsolidierung des neuen Studiengangs Landschaftsarchitektur bei.
Die Pläne zu den Werken von Fritz Dové wurden ins Archiv Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA aufgenommen und sind somit als schweizerisches Kulturgut auch für die Zukunft gesichert.
Bernd Schubert Prof. em. Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt BSLA SIA
Weitere Informationen zu Fritz Dové enthalten die Porträts von Gabi Lerch " Fritz Dové - Sachlich, ehrlich funktional – Portrait eines handwerklich subtilen Landschaftsarchitekten", in anthos 3/07, S. 52-55, und von Sophie von Schwerin " Ansichtssache - Fritz Dové", in anthos 3/14, S. 78-61.
6.3.2019
In Kooperation mit der HSR Hochschule für Technik Rapperswil waren wir mit einer Ausstellung aus dem Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA an der Gartenmesse Giardina 2019 präsent.
Vor 60 Jahren – im Sommer 1959 – fand in Zürich die erste Schweizerische Gartenbau - Ausstellung in Zürich statt. Das Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA würdigt dieses wegweisende
Ereignis mit einem Blick zurück auf drei spektakuläre Schöpfungen, den «Garten des Poeten», den «Garten des Philosophen» und den «Jardin d’Amour».
Der Gärtnermeisterverband organisierte die Schau; das Können des Gartenbaugewerbes in seinen vielfältigen Facetten sollte gezeigt und bekannt gemacht werden. Das Laienpublikum erwartete bunt
drapierte Blumenmeere, die Fachwelt hingegen suchte nach neuen Wegen in der Gartengestaltung. Diese recht unterschiedlichen Ansätze fanden in den Themengärten am rechten und linken Seeufer ihre
Umsetzung. Neben eher konventionellen Blumenbeeten fanden sich neuartige und umstrittene Anlagen von mutigen Gestaltern.
Noch heute zeugen einige Anlagen von der Veranstaltung wie beispielsweise Teile des hexagonalen Gartens am Hafen Enge, die Staudenbeete im Belvoirpark, die Teichanlage mit runden Trittsteinen am
Zürichhorn oder der ebenfalls dort befindliche Seeuferweg, dessen Vorläufer auf der G59 präsentiert wurde. Für die Entwicklung der Schweizer Landschaftsarchitektur stellte sich die Ausstellung
als wegweisend heraus: Es kam zum Bruch mit gängigen Gestaltungsmustern und zu einer zukunftsorientierten Umgangsweise mit Form und Material.
18.2.2019
"Das Anfang 2019 erschienene Buch «Migge - Die originalen Gartenpläne» von HSR Professor Hansjörg Gadient, Dr. Sophie von Schwerin und Simon Orga hat den John Brinckerhoff Jackson Preis der Foundation for Landscape Studies gewonnen. Der renommierte Preis würdigt seit 2007 jährlich Autorinnen und Autoren, die mit ihren Publikationen einen richtungsweisenden Beitrag zur internationalen Forschung in der Gartengeschichte und Landschaftsarchitektur leisten.
Migge - Die originalen Gartenpläne
Vor rund vier Jahren hatten Gadient, von Schwerin und Orga, alle vom ILF Institut für Landschaft und Freiraum, 320 Gartenpläne des bedeutendsten Landschaftsarchitekten des 20. Jh., Leberecht Migge, gefunden – es war eine Sensation, weil Migges Nachlass als zerstört galt. Gadient, von Schwerin und Orga publizierten die Pläne Anfang dieses Jahres mit Erläuterungstexten in Deutsch und Englisch. Die Publikation wirft ein neues Licht auf Migges Schaffen, weil fast alle gezeigten Projekte bisher völlig unbekannt waren. Vor allem die neu entdeckten Haus- und Villengärten zeigen neue Facetten seiner Arbeit."
Sabrina Süzen, Online Redaktion, HSR Hochschule für Technik Rapperswil, www.hsr.ch
Hansjörg Gadient, Simon Orga,
Sophie von Schwerin
Leberecht Migge
Die originalen Gartenpläne/
The original landscape designs
Verlag Birkhäuser
288 Seiten
370 Abbildungen in Farbe
Format 29,0 × 29,0 cm
Print geb. EUR [D] 89,95 / USD 99.95 / GBP 73.99
ISBN 978-3-0356-1359-9 DE / EN
9.12.2018
Mit Jürg Altherr verliert die Schweiz einen grossen Plastiker und die Landschaftsarchitektur einen ihrer prägenden Köpfe.
Seine Arbeiten stehen unverkennbar an prominenten Orten im öffentlichen Raum z.B. in Zürich, Biel, St.Gallen, Emmen. Anders als etwa beim amerikanischen Plastiker Richard Serra, dem das Eigengewicht und die Wucht des Materials wichtig sind, liegt bei Jürg Altherr die Faszination im Balanceakt schwerer - aber scheinbar schwereloser - Objekte.
Es gibt aber auch die zarten, kleinen Modelle: sie stehen für sich selber – nehmen als Miniaturen grosse Raumplastiken vorweg. Aus Fäden, Karton und feinen Hölzchen mit Klebstreifen oder einem Leimtupfen gefügt, wirken sie gerade ihrer Kleinheit wegen ganz gross und monumental. Wahrscheinlich auch deshalb, weil wir uns als Betrachter unmittelbar zu ihnen in Massstab setzen – und dabei selber ganz klein werden.
Geboren 1944 in Zürich, stammt Jürg Altherr aus einer Architektenfamilie. Sein Grossvater war Direktor des Kunstgewerbemuseums Zürich, sein Vater Architekt und Designer (von ihm stammt etwa. die «Landibank», der Schweizer Sitzbankklassiker).
Nach einem Intermezzo bei Marino Marini an der Brera in Mailand erlernte er autodidaktisch das Metier des Steinbildhauers in Tessiner Steinbrüchen. Später studierte er Landschaftsarchitektur an der Hochschule in Rapperswil. An der Landschaft faszinierte ihn weniger die Vielfalt der Pflanzen als die Körperlichkeit von Gelände und Erdmodellierung. Gleich nach dem Diplom erhielt er einen Lehrauftrag in Geländemodellierung. Nicht abstrakt, sondern in Handarbeit wurden Landschaftsformationen mit Lehm und Sand ausprobiert.
Die Serie seiner vielbeachteten (und vieldiskutierten) Projekte begann 1976 mit der Aktion «100 Zürcher». Ihnen wurden nackte Rücken- und Gesässpartien abgegossen. Die weissen Gipsseiten der Freiwilligen wurden verschnürt Seite an Seite wie in einer Fleischhalle in einer gigantischen Seilkonstruktion aufgehängt. Speziell dabei war auch das konstruktive Moment: das verwendete Tragseil bestand aus einer einzigen - quasi endlosen – Seilschlaufe.
Zu einer weiteren, ebenfalls aus einer Gruppenarbeit entstandenen Arbeit wurde die hängende Wasserplastik, welche im Rahmen eines Kurses für plastisches Gestalten mit Studenten der ETH 1980 entstand. Ganz oben in der Kuppel der ETH schwebte eine hauchdünne Kunststoffmembran - Wie ein umgekehrter Gugelhopf nach allen Seiten hin verspannt. Mit zwanzig Tonnen Wasser gefüllt glich das Objekt einem bedrohlich schwebenden, transparenten Organismus; Es lud zum Schwimmen und Schweben ein, war aber gleichzeitig eine bedrohliche «Wasserbombe» hoch über den wertvollen Buchbeständen der ETH- Bibliothek.
Es folgten verschnürte Knochen- und Glaskastenobjekte, «die mit einem Hauch surrealistischer Dämonie über Leben und Tod nachzudenken schienen» (Ludmila Vachtova). Gleichzeitig baute Altherr erste minimalistische Metallplastiken aus einfachen Körpern, die prekär zu einander im Gleichgewicht stehen. Die Diskrepanz zwischen organischer und konstruktiver Auffassung von Plastik war rückblickend bloss eine formale. Inhaltlich ging es um dasselbe: eine Vorliebe für dreidimensional ausgetragene existentielle Konflikte, Verspannungen und Verhängnisse.
Sein zwölf Meter hohes Atelier im Gaswerkareal Schlieren war ein Laboratorium für mannigfaltige, plastische Experimente und Versuche in der Form von Zeichnungen, Arbeitsmodellen und im Massstab 1:1.
Dieser wundersame Raum war quasi ein Garten der Gegensätze, in dem sich Widersprüche und Widerstände auflösten und in einem berauschenden Kosmos vereinten.
«Atelierbesuche bei Jürg Altherr machte man besser nicht im Winter. Sein überhoher Raum im Gaswerk Schlieren war kalt und zugig, oft baute sich der Künstler ein Plastikzelt in seinem Atelier, um arbeiten zu können. Denn Altherr packte zwar handfest an, wenn es nötig war. Aber hauptsächlich zeichnete, plante, organisierte der Künstler. Oder er träumte. Das Gleichgewicht und wie man es sichtbar machen könne, war eines seiner Lieblingsthemen» (Sabine Altorfer, Aargauerzeitung 6.6.2018).
Der Turm als konstruktives Thema und archetypischer Menschheitstraum/ Männlichkeitstraum faszinierte Jürg Altherr immer wieder. Auf die Spitze gestellt balancieren seine Türme als prekäre Mobiles, oben durch raupenartig gefügte Ketten lose eingespannt. Jeder Bewegungsimpuls, jeder Windstoss bringt die schweren, aber filigran wirkenden Metallkörper zum Vibrieren. Sie weichen der Vertikalen aus und bleiben gerade wegen ihrer Schieflage stabil. In der Turmthematik vermählt sich wie bei vielen Arbeiten von Altherr ein utopisches Moment mit der existentiellen Realität der Schwerkraft.
Das Werk von Jürg Altherr erschliesst sich erst auf den zweiten Blick, denn es stellt nichts dar und bildet nichts ab. Die Dinge sind, was sie sind und das, was sich zwischen ihnen in Form von Kräften und Spannungen abspielt. Gerade dadurch aber sind die plastischen Arbeiten eigentlich sehr direkt zugänglich. Weniger über Reflexion und Assoziation, als über ihre eminente Körperlichkeit. Denn dadurch, dass Gewichte schwer, und Kräfte sichtbar sind, werden wir zu ihnen als körperliche Wesen in Verbindung gesetzt.
Wie gegenüber einer übermächtigen Naturmacht entsteht ein Bewusstsein der eigenen Verletzlichkeit auf. Diese löst eine Faszination aus und weckt gleichzeitig die eigene Ablehnung gegenüber einem so übermächtigen Ungeheuer. «Das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir gerade noch ertragen,» sagt Rilke in seinen Duineser Elegien, «und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht, uns zu zerstören.» In Altherrs Werken kontrastieren die Gesetze der Physik, des Gleichgewichts und der Spannung. Seine Skulpturen scheinen in einem fragilen Gleichgewicht zu schweben, zwischen Zug und Druck, Erdanziehung und kosmischem Entschwinden. Sie faszinieren durch ihre berückende Dualität von Masse und Transparenz, von Zentrierung und Getriebensein, Streuung und Sammlung.
Das gilt zum Beispiel für die Plastik «Stumm und Taub 1»:
Tonnenschwer ist sie. Ein unfassbares Fass, gleichzeitig Zeitbombe und Projektil, eine seltsame Hülle und gewaltige Frucht, ein versiegelter Bauch, aber auch ein sich nach vorne zuspitzender Körper der gerade zum Angriff rüstet.
«Heckenkörper-Körper ohne Haut» (EMPA St. Gallen, 1996) ist für mich persönlich ein Schlüsselwerk gerade auch deshalb, weil es die der Landschaft immanente Zeit-Komponente mit einschliesst.
Wie der geborstene Rumpf eines abgestürzten Flugzeuges hängt das mehrfach gebrochene Stahlrohr im wuchernden Dickicht des Pflanzendschungels. 7 x 72 x 15 Meter misst der grüne Mocken und behauptet sich schon durch seine schiere Grösse im konturlosen Niemandsland ausserhalb von St. Gallen. Ganz eigenständig steht er da; Ein Objekt aus einer anderen Welt, das Wurzeln geschlagen hat. Der „Körper ohne Haut“ ist mit dem Ort – seinem Standort – verwurzelt im ursprünglichen Sinne des Wortes RADIKAL (radix, radicis = lat. Wurzel).
1998 angepflanzt wachsen die Hagebuchen langsam in eine vordefinierte, präzise Form hinein. Nach aussen ist sie ganz barock, ganz kontrolliert. Im inneren eine wild wuchernde, organische Dickung. Gleichzeitig Plastik, Erlebnisraum und Landschaftselement dem die vierte - die zeitliche - Dimension, eingeschrieben ist: Wachstum, Veränderung und Zerfall sind Teil des Werkes.
Alles ist schief, die Vertikale bleibt dem Betrachter vorbehalten. Präzis zentriert hängt und liegt das metallene Fernrohr im 1000-fach vergabelten Astwerk. Wie das Skelett eines riesigen, urtümlichen Untiers. Walähnlich und mit furchterregenden Gräten samt auseinandergerissener, begehbarer Halsröhre. Der Blick durch das gewaltige Fernrohr ist weniger auf ein fernes Ziel, als auf die Nähe gerichtet – das Astwerk, das nächste Rohr - und verweist so zurück auf den Betrachter.
Der Körper ohne Haut ist ein faszinierendes, physisches Objekt für den geistigen Gebrauch. Es öffnet neue Perspektiven auf das Gewohnte. Ist ein Denk-Stück über Massstab und Masslosigkeit, Gleichgewicht und Sturz, Bedrohlichkeit und Nähe.
Jürg Altherr als Person ist nicht mehr. Aber in seinen Initialen, mit denen er gerne signierte - lebt seine bejahende Lebenshaltung als entschiedenes JA weiter.
Vor allem aber: Seine Werke sind da, treiben uns um, beschäftigen uns – und überdauern gerade dadurch.
Stefan Rotzler Landschaftsarchitekt BSLA
Ausführlichere Informationen zu Jürg Altherr: Jürg Altherr", Interview im Rahmen der Reihe "Ansichtssache" von Gabi Lerch, in anthos 3/17, S. 70-73; Monografie "Jürg Altherr - Skulpturen", 72 Seiten im Portofolio-Format 29 x 36 cm, mit grossformatigen Skulpturenportraits, einem Essay von Karl Jost, Aufsätzen von Ambros Uchtenhagen und Gerhard Mack, ISBN 978-85862-660-0, Regenbogenverlag Konstanz und Zürich.
7.11.2018
Am 27. Oktober starb Emil Steiner im Alter von 96 Jahren. Wir – die Schweizerische Stiftung für Landschaftsarchitektur SLA, die Abteilung Landschaftsarchitektur der Hochschule für Technik Rapperswil HSR und der Bund Schweizer Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten BSLA – verdanken Emil Steiner viel. Hochkultiviert und sensibel, doch beharrlich und kämpferisch im Verfolgen seiner Ziele, trug er wesentlich zur Entwicklung und Stärkung unserer gärtnerischen und landschaftsarchitektonischen Berufsfelder bei.
Wenn heute in Rapperswil, seiner Heimatstadt, seit 1972 das Zentrum der Deutschschweizer Landschaftsarchitekturausbildung und -forschung etabliert ist, das Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA hier seinen Standort hat, ist das nicht zuletzt auch das Verdienst von Emil Steiner. Denn seit den 1950er-Jahren kämpfte er mit vielen nationalen und regionalen Vorstössen – in verschiedenen von ihm geleiteten Kommissionen - für die Einführung von Hochschulausbildungen im Erwerbsgartenbau und in der Landschaftsarchitektur. Er war zu dieser Zeit Chefredaktor des Schweizerischen Garten-Blattes (heute Der Gartenbau), einer Zeitschrift, die er mit seiner Handschrift 35 Jahre lang prägte, die auf hohem Niveau neben gartenbaulichen auch gestalterische Themen aufgriff und zu aktuellen Umweltfragen, wie dem Boden- und Gewässerschutz, der Raum-und Landschaftsplanung, den Gefahren durch Pflanzenschutzmittel oder Atomenergie kritisch Stellung bezog.
1986 wurde Emil Steiner aufgrund seiner grossen Verdienste zum Ehrenmitglied des BSLA ernannt. Eng verbunden war er stets mit dem Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA. Er hat als langjähriger Stiftungsrat beim Aufbau des Archivs mitgeholfen und einen Grossteil seines beruflichen Nachlasses dem Archiv geschenkt. Es handelt sich um Dokumente seiner journalistischen und berufspolitischen Arbeit, um Fachpublikationen, Zeichnungen, einige hundert Fachbücher und rund 60 000 Fotonegative.
Bis ins hohe Alter pflegte er aber auch mit Leidenschaft seine Berufung als Maler und Zeichner. Bekannt sind seine frühen Pflanzendarstellungen, z.B. die botanisch exakten Zeichnungen zu den "Erkennungsmerkmalen der Laubgehölze im Winter". Seine Gemälde, in den auch immer wieder Pflanzen im Vordergrund standen, wurden in vielen Ausstellungen und Galerien gezeigt.
So griff in Emil Steiners Schaffen stets eins ins andere. Seine vier Berufe – Gärtner, Fachjournalist, Maler und Politiker – ergaben immer ein harmonisches Ganzes von hoher Qualität. Dafür ehren wir ihn über seinen Tod hinaus.
Bernd Schubert Prof. em. Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt BSLA SIA
Ausführlichere Informationen zu Emil Steiner: "Die Pflanze, das Wort und das Bild – Emil Steiner zum 85. Geburtstag" von Bernd Schubert, in anthos 3/07, S. 62; " Emil Steiner", Interview im Rahmen der Reihe "Ansichtssache" von Sophie von Schwerin, in anthos 3/14, S. 70-73.
1.11.2018
Hansjörg Gadient, Simon Orga,
Sophie von Schwerin
Leberecht Migge
Die originalen Gartenpläne/
The original landscape designs
Verlag Birkhäuser
288 Seiten
370 Abbildungen in Farbe
Format 29,0 × 29,0 cm
Print geb. EUR [D] 89,95 / USD 99.95 / GBP 73.99
ISBN 978-3-0356-1359-9 DE / EN
30.3.2018
30.3.2018
3.12.2017
Am Donnerstag, 30. November 2017 fand die ILF-Tagung 2017 "Reform imGarten - Das frühe 20. Jahrhundert in Theorie und Praxis" statt.
Die Referate wurden begleitet von einer hochwertigen Ausstellung mit Originalplänen von Leberecht Migge aus dem Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA.
4.10.2016
In unserem Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA an der Hochschule für Technik in Rapperswil sind 322Pläne und Skizzen des weltbekannten deutschen Landschaftsarchitekten Leberecht Migge (1881 – 1935) gefunden worden.
Der Fund ist für die Forschung zur Gartengeschichte eine Sensation, weil er die Arbeitsweise des Gartenkünstlers und -reformers Migge erstmals in Originalen sichtbar macht; bisher glaubte man, dass seine Familie den gesamten Nachlass nach seinem Tod vernichtete. Daher war sein Werk bisher nur aus kleinen Abbildungen in Zeitschriften und Büchern bekannt.
Der Fund zeigt nicht nur bekannte, sondern auch viele unbekannte Werke und völlig neue Aspekte des Wirkens von Migge.
Die Pläne gelangten durch den ehemaligen Mitarbeiter von Migge, den Schweizer Gartenarchitekten Walter Leder (1892 – 1985) in die Schweiz. Die Familie Leder, die noch heute einen Gartenbaubetrieb in Zürich führt, hatte den Nachlass aufbewahrt und zwischen 2013 und 2016 an das Schweizer Archiv für Landschaftsarchitektur übergeben.
In den kommenden Jahren werden der Fund und die Beziehungen zwischen Migge und der Schweiz an der Fachstelle für Gartenkulturgeschichte der Hochschule für Technik in Rapperswil erforscht. Fachtagungen und eine Publikation im Birkhäuser Verlag werden die Zeichnungen und Pläne der Forschung, der Lehre und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Der Zustand der Exponate ist teilweise schlecht. Die konservatorische Sicherung erfordert einen erheblichen finanziellen Aufwand. Unter der
Federführung des Archivleiters Prof. Hansjoerg Gadient läuft eine breite Fundraising Aktion. Spendenzusagen sind sehr willkommen und werden über die Archivleitung gerne entgegengenommen
(hansjoerg.gadient@hsr.ch, 055 222 49 61).
Links:
Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA
Informationen:
Prof. Hansjörg Gadient, Archivleiter: hansjoerg.gadient(at)ost.ch
Dr. Sophie von Schwerin, Kuratorin: sophie.von.schwerin(at)ost.ch
Simon Orga, wissenschaftlicher Mitarbeiter: simon.orga(at)ost.ch
Pressespiegel:
Radio SRF 2 Kultur / Kultur Kompakt Abend, 4.10.2016
Entdeckung im Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur
Südostschweiz / Ausgabe Gaster & See, 4.10.2016
Sensationsfund an der HSR entzückt Experten
Zürichsee-Zeitung / Obersee, 4.10.2016
HSR entdeckt Skizzen des Pioniers städtischer Nutzgärten